NLP, Achtsamkeit & Reframing

Aus einem Online-Chat mit Dittmar Kruse:

  • Gewohnheiten überprüfen – hat sich das Ver­ha­lten bewährt?
  • Reframing: Was ist das Bedürf­nis (der Wunsch, das Ver­spre­chen) hinter dem unbe­frie­di­gen­den Verhalten?
  • Ablenkung verhin­dert Kon­flikt­lö­sung: das Lose-Lose-Prinzip
  • Achtsamkeit ist Lernen: Was ist „Jetzt“?
  • Freundliche Aufmerk­sam­keit für die eige­nen Bedürf­nisse und Gefühle statt Widerstand
  • Erlaubnis zu fühlen, was da ist
  • Erstes Date mit dem Erleben

Zum Thema „Achtsamkeit“ habe ich auch eine eigene Webseite: OpenSense.de. Dort finden Sie Videos, Texte und Veranstaltungen … und auch mein neuestes Buch:
„Anker im Jetzt. Achtsamkeit: entspannt und glücklich leben.“

Anker im Jetzt, Achtsamkeit - Cover

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    Was hilft bei Schmerzen? NLP als Schmerztherapie

    (… aus dem Newsletter. Eine ausführlichere Version findet ihr in meinem neuesten Buch „Anker im Jetzt“.)NLP: Mentaltraining bei Schmerzen

    Liebe Leute, was hilft bei Schmerzen?

    Als erstes fallen uns Schmerzmittel ein. „Zu Risi­ken und Neben­wir­kun­gen fra­gen Sie Ihren Arzt oder Apotheker.“

    Wahrscheinlich die zweit­häu­fig­ste Maß­nahme ist der Ver­such, sich abzu­len­ken. Auch das kann hilf­reich sein, funk­tio­niert aber nur bei leich­ten bis mäßi­gen Schmerzen. Und diese ersten beiden Metho­den gehen nicht auf die Ursache des Schmer­zes ein, son­dern nur auf das Symptom selbst.

    Es ist aber sinn­voll, die Funk­tion des Schmer­zes zu klären: ihn als Aus­druck und Erschei­nungs­form eines wich­ti­gen und legi­ti­men Bedürf­nis­ses zu würdigen.
    Der Schmerz kann ein Warn­sig­nal sein („Vor­sicht bei die­ser Bewe­gung!“; „Das ist zu viel Stress!“), ein Hin­weis auf eine Stö­rung inkl. Hand­lungs­auf­for­de­rung („Geh zum Zahn­arzt! Nein, nicht irgend­wann!“), ein Hilfe­ruf oder ein Ruf nach Auf­merksamkeit.

    Dieses Anerkennen der „guten Absicht“ und die Ent­war­nung, nach­dem sie erfüllt ist (oder eine sanf­tere Mög­lich­keit, sie zu erfül­len), kann z.B. durch direkte Kom­mu­ni­ka­tion mit dem Symp­tom (-Verur­sacher) geschehen.
    Dafür bietet NLP Techniken wie das 6-Stufen-Reframing, das ich hier auf zwei Schritte redu­zie­ren möchte:

    1. Finde das ursprüng­li­che Bedürf­nis hin­ter dem Schmerz.
    2. Finde bessere Möglich­kei­ten, dieses Bedürf­nis zu erfüllen.

    (Zum Beispiel: „Ok, ich werde mir öfters Ruhe gönnen, dazu brau­che ich keine Migräne mehr.”)

    Selbst wenn die Funktion des Schmer­zes erfüllt ist, d.h. der Schmerz „eigent­lich“ unnöt­ig gewor­den ist, besteht er lei­der oft noch wei­ter fort, weil es keine klare „Ent­war­nung“ gab (die Ent­war­nung, die eben durch „direkte Kom­mu­ni­kat­ion” kom­men kann).
    Außer­dem gibt es im Gehirn das so genannte „Schmerz-Gedächtnis”, d.h. die neuro­­nale Ver­knüp­fung (die Schmerz­­bahn) wird immer sta­biler.
    Dann braucht es nur noch wenig Reiz vom eigent­li­chen Ort des Schmer­zes, damit das Gehirn sagt: „Oh, das kenne ich!” und den Schmerz auto­ma­tisch ver­stärkt.
    Was hilft, um aus diesem Auto­ma­tis­mus heraus­zu­kommen, ist Aufmerksamkeit.

    Arten der Aufmerksamkeit

    Wir geben diese Aufmerksamkeit oft nur wider­willig, unfrei­willig. Klar, wir wol­len keine Schmerzen. Und wenn unsere Auf­merk­sam­keit vom Schmerz erzwun­gen wird, dann füh­len wir uns ohn­mäch­tig, aus­ge­liefert.

    Dieser Wider­stand gegen den Schmerz („Der soll ein­fach nur weg sein!“), diese erzwun­gene Auf­merk­sam­keit äußert sich oft als zusätz­liche Anspan­nung um den Schmerz herum, die ihn noch ver­schlim­mert und fest­hält.
    Dazu kommt noch die gedank­liche Aus­deh­nung des Schmer­zes in Ver­gan­gen­heit („Schon wie­der!“, „Immer noch!“) und Zukunft („Das wird immer schlim­mer, wie soll das nur wei­ter­ge­hen!“), was auch wie­der zu mehr Anspan­nung führt und den Schmerz end­los und uner­träg­lich erschei­nen lassen kann.

    Soweit die „problema­tische“, wider­wi­llige Auf­merk­samkeit.
    Ganz anders wirkt aber freundliche Aufmerksamkeit.

    Wir erleben das im Kon­takt mit ande­ren sehr deut­lich: Wenn wir uns mit einem Pro­blem an jeman­den wen­den, worauf­hin der uns genervt anschaut (oder genervt weg­schaut) und stöhnt: „Oh Mann, was ist denn jetzt schon wieder?! MUSS das sein?!“ … dann macht uns das wahr­schein­lich nicht gerade locker, ent­spannt und flexi­bel, sondern es lässt uns im momen­ta­nen Pro­blem-Zustand ein­frieren.
    Das könnt ihr gern mal mit einem Kind testen. (Gell, das wür­det ihr nie machen!! So was tun wir eher uns selbst an …)
    Wenn wir aber ein Kind mit (körper­li­chen oder emo­tio­na­len) Schmer­zen zu uns kom­men las­sen und ihm bereit­wil­lig zuhö­ren, dann hat allein schon diese lie­be­volle, offene Auf­merk­sam­keit eine ent­span­nende, lösende, hei­lende Wirkung.

    Diese Art von Auf­merk­sam­keit gibt es in vie­len Vari­an­ten: Neu­gier, For­scher­geist, Ent­decker­freude, Spie­len, Stau­nen, Ver­liebtheit, …
    All diesen Spiel­arten der Auf­merk­sam­keit ist die frei­wil­lige, inter­es­sierte Zuwen­dung gemeinsam.
    Dies ist unser natür­licher Lern-Modus: der Zustand, in dem der Orga­ni­smus ein­ge­fah­rene Bah­nen ver­lässt, um etwas Neues zu erfah­ren und aus­zu­probieren.
    (Deswegen funk­tio­niert Ler­nen mit Freude so viel bes­ser als Ler­nen unter Zwang.) 

    Wir können uns mit dieser freund­li­chen, acht­sa­men Auf­merk­sam­keit dem Schmerz zuwen­den und erkun­den, was es im Moment eigent­lich ist, das wir „Schmerz“ nennen.

    Ist es ein Ziehen oder eher ein Druck? Von innen nach außen oder umge­kehrt? Ist es ein Pul­sieren – in welchem Tempo / Rhyth­mus? Wie ist die Tem­pe­ra­tur: heiß / warm oder kalt / kühl?
    Wo genau ist es im Kör­per loka­li­siert? Wo ist das Zentrum? Wie ist der Rand: scharf abge­grenzt oder unscharf oder wie an einem Meeres­strand?

    Diese Art der Erfor­schung löst in ganz vielen Fäl­len schon viel vom Schmerz – vor allem, wenn wir sie nicht nur als Trick ein­set­zen, um den Schmerz los­zu­wer­den, son­dern uns ihm mit ehr­li­chem Interesse zuwen­den, als etwas, das ja unser eige­ner Kör­per in bes­ter Absicht „macht“.

    Es kann übrigens (in der Arbeit mit Patien­ten und auch in unse­rem inne­ren Selbst­ge­spräch) hilf­reich sein, vom Begriff „Schmerz“ abzu­lassen (der den Zustand fixiert) und statt­des­sen vom „Zie­hen“ oder von der „Empfin­dung“ zu sprec­hen, so dass die nega­tive Bewer­tung weg­ge­las­sen wird und Ände­run­gen in der Empfind­ung leich­ter mög­lich werden. Denn es liegt ja in der Natur von Empfin­dun­gen, dass sie sich stän­dig ändern.

    Wir haben jetzt also statt z.B. „Kopf­schmer­zen“ eine Beschrei­bung wie „ein pulsie­ren­der Druck in der Mitte der lin­ken Kopf­hälfte mit Zen­trum hin­ter dem lin­ken Auge; es pul­siert unge­fähr ein­mal pro Sekunde nach außen und strahlt bis zum Nacken­an­satz und zur Stirn­mitte aus und hat die Form eines Balls. Der Ball hat einen Durc­hmes­ser von viel­leicht 3 cm und dehnt sich im Pul­sie­ren aufs Dop­pelte aus.“

    Das klingt nach „Ja toll, na und?“ – ist aber wie gesagt meis­tens schon die halbe Miete (und manch­mal die ganze).
    Denn jetzt können wir anfan­gen, mit der Empfin­dung (in unserem Bei­spiel mit dem pul­sie­ren­den Ball) zu expe­rim­en­tie­ren und Vari­a­tio­nen ins Spiel zu bringen:
    „Was würde pas­sie­ren, wenn das Pul­sie­ren schneller würde? Oder lang­samer? Wie würde sich die Ober­flä­che des Balls anfüh­len? Stell dir vor, dass du Frische in den Ball hinein atmest, und dass du beim Au­sat­men Luft aus ihm ablässt.“ … usw.

    Außerdem wird es leicht, die Empfin­dung in einen ande­ren Sin­nes­ka­nal zu über­tra­gen: „Wel­che Farbe hat der Ball?“
    In der visuellen Vor­stel­lung sind Ver­än­de­run­gen für die meis­ten Leute leichter als im Füh­len. „Was pas­siert, wenn die Farbe heller wird? Stell dir die Farbe als Wasser­farbe vor, und lass jetzt viel kla­res, fri­sches Was­ser hinein­lau­fen, so dass die Farbe immer mehr verdünnt wird und sich über den gan­zen Kör­per ver­teilt.“

    Je mehr Aufmerksamkeit aufs Sehen / Vor­stel­len geht, desto weni­ger inten­siv wird das Gefühl erlebt (was wir uns ja auch schon bei der Phobie-Technik zunutze gemacht haben).

    Eine weitere Möglichkeit: dem Schmerz = der Empfindung Raum geben.
    Es hat eine sehr inte­grie­rende Wir­kung, zu spü­ren, wel­ches Volu­men die Empfin­dung im Gesamt­raum des Kör­pers ein­nimmt.

    „Wie weit ist es vom Zen­trum der Empfin­dung bis zu dei­ner Nasen­spitze? Wie viel Raum ist zwi­schen der Emp­fin­dung und dei­nem Bauch­na­bel? Wie viel Raum füllt die Emp­fin­dung im gan­zen Kör­per aus? Und im ganzen Zimmer?“
    Das löst die Fixie­rung auf den Schmerz und bet­tet ihn ins Gesamt-Erleben des Augen­blicks ein. Dadurch ver­teilt sich die Inten­si­tät gleich­mä­ßiger, und Ver­kramp­fun­gen kön­nen sich lösen.

    Außerdem können wir die Emp­fin­dung z. B. mit der glei­chen Stelle auf der ande­ren Kör­per­seite ver­glei­chen („Wie fühlt sich die rechte Kopf­hälfte an? Welche Farbe wäre das?“) und die „heile“ Stelle als Refe­renz neh­men („Stell dir vor, dass diese Farbe um den Ball dort links herum fließt, ihn erfüllt und schmel­zen lässt“ – oder ein­fach: „Stell dir vor, dass die linke Seite sich immer mehr der rech­ten angleicht, wie bei einer lang­samen Überblendung“).

    Ok, soweit ein paar Möglich­kei­ten, es gibt natür­lich noch viele mehr.
    Wenn ihr grad mal so bissl Schmer­zen habt, nutzt die Gele­gen­heit, diese Tech­ni­ken zu üben!
    Dann könnt ihr eure Vor­erfah­rung leich­ter nut­zen, wenn’s mal hef­ti­ger wird. Also nicht „igno­rie­ren, bis es nicht mehr geht“, denn dann könnte es schwie­rig werden, die nötige Auf­merk­sam­keit auf­zu­bringen.
    Dasselbe gilt natürlich auch für eure Patienten.

    Dittmar Kruse


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