Zwangsgedanken / Swish in mehreren Sinnessystemen

Fragen und Antworten zur NLP-Technik „Swish“, zur Anwendung bei Zwangsgedanken und zum Swish in verschiedenen Sinnessystemen. Zum besseren Verständnis empfehle ich, vorher das Swish-Video anzuschauen und/oder diesen Text über die Swish-Technik zu lesen.
Link zum Swish-Video
NLP-Swish: Variationen


Hallo Herr Kruse,

herzlichen Dank dafür, dass Sie Ihr Wissen mit allen teilen!
Ihr Swish-Video hat mir sehr gut gefallen.

Ich bin selber Heilpraktikerin für Psychotherapie und NLP Master. Derzeit sammle ich Ideen, wie ich eine Patientin unterstützen kann, die stark unter verstörenden Zwangsgedanken leidet, die auch zum Suizid auffordern. Sie hat ihre Psychopharmaka nach 7 Jahren Dauermedikation vor einem halben Jahr schleichend abgesetzt. 

Ich kenne die Swish-Technik bisher nur mit Bildern, auch Richard Bandler hat immer so lange bei seinen Probanden gesucht, bis er das auslösende Bild fand.
Meine Patientin hat aber kein Bild dazu, sondern diese Stimme im Kopf. Wie genau würden Sie hier den Swish anwenden? Die Stimme leiser werden lassen, die Zielstimme laut? Da jeder Mensch ein anderes Leitsystem hat, kann ich nicht mit jedem mit Bildern arbeiten.

 


Hallo …,

danke für Ihre Anfrage! Ich freue mich, dass Ihnen das Video gefällt.

Zuerst mal: Ich gehe davon aus, dass Sie die Rechtslage beim Thema „Suizidgedanken“ kennen und berücksichtigen.

Zum Thema „Leitsystem“: Inzwischen sagen sowohl Richard Bandler als auch John Grinder unabhängig voneinander, dass sie das Konzept von Leitsystemen und visuellen oder auditiven oder kinästhetischen „Typen“ als einen der größten Fehler der NLP-Frühgeschichte ansehen … oder empfinden … 🙂

Ich würde es so beschreiben: Manche Menschen vertrauen mehr auf bestimmte Sinne oder schenken ihnen mehr Aufmerksamkeit. Die weniger beachteten Sinne sind aber aktiv und einsatzbereit (und oft sogar ein schnellerer Weg raus aus den gewohnten Wahrnehmungsmustern, raus aus der gewohnten Landkarte, rein ins „Unbewusste“).

Ich habe auch noch keinen Patienten getroffen, der nicht visualisieren konnte. „Wie würde Olaf Scholz in einem Brautkleid aussehen?“ – zack, da ist ein Bild. „Ein Pferd, das auf Wolken läuft?“ … Mir scheint, dass das Hindernis beim Visualisieren eher Erwartungen und Vorstellungen sind, dass die Bilder detailliert bis fotorealistisch sein müssten statt skizzenhaft oder Picasso-artig oder so wie sie eben sind, wenn wir sie anschauen.

Wenn Sie mit Bildern arbeiten möchten, könnten Sie also zum Beispiel fantasieren lassen, wie der/die/das aussieht, was da spricht und zum Suizid auffordert („Lass es Gestalt annehmen, lass im Unbewussten ein Bild klar werden …“).

Damit wären wir dann nahe an der Teile-Arbeit. Das könnte ein Zugang zur Guten Absicht sein, die ich auf alle Fälle erfragen würde, ob mit oder ohne Bild und mit oder ohne „Teil“: Wenn sich die Patientin umbringen würde, welcher Wunsch oder welches Bedürfnis würde dadurch erfüllt? Wovon wäre sie dann erlöst? (Z. B. „Keine Sorgen mehr, keine Schmerzen, kein Stress …“) Welcher Zustand würde dadurch möglich? (Z. B. „Ruhe in Frieden“).

Dadurch könnte klar werden, dass es der Stimme ursprünglich darum geht, etwas Positives zu erreichen, nämlich z. B. Ruhe und Frieden. Und – jetzt sind wir beim auditiven Swish – dann könnten Sie der Stimme helfen zu sagen, was sie eigentlich will, statt sich auf eine Vorgehensweise festzulegen, die so drastisch einschränkend wirkt wie Suizid. Aus „Mach endlich Schluss!“ könnte z. B. werden: „Mach endlich Schluss mit dem Stress!“; aus „Ich will nicht mehr!“ könnte „Ich will in Frieden leben!“ werden. Wie immer beim Swish würden Sie das in den gegebenen Submodalitäten einüben (z. B. an derselben Stelle im mentalen Raum) und bei jeder Wiederholung schneller vom alten zum neuen Inhalt übergehen.

Jetzt haben wir einen visuellen und einen auditiven Ansatz besprochen, lassen Sie uns noch das Fühlen mit hinzu nehmen: Meiner Erfahrung nach sind Zwangsgedanken nicht die ganze Zeit über da, sondern melden sich in angespannten Stimmungen, also wenn der Organismus gestresst ist. Zwangsgedanken sind an Stress geankert. Wie kommt es zu diesem Stress? Welche Situationen (bzw. welche Gedanken in diesen Situationen) stressen? Die Zwangsgedanken können also als Signal dafür genommen werden: Da ist gerade unnötig viel Stress und Anspannung im Organismus. Und auch mit dieser Anspannung könnte ein Swish gemacht werden: Gibt es ein Zentrum der Anspannung? Vielleicht dort noch ein bisschen mehr anspannen, um das klar zu fühlen, und dann loslassen. Auch da ist natürlich Übung und Wiederholung hilfreich. (Und natürlich könnten Sie auch mit den Gedanken arbeiten, die den Stress auslösen …)

Die zwanghafte Stimme könnte also als Hinweis genommen werden: Höchste Zeit, sich zu entspannen, durchzuatmen, Spannung loszulassen und abzuschütteln … Und idealerweise könnte das Gefühl oder die Stimmung, in der die Stimme kommt, erkannt und gelöst werden, bevor die Stimme überhaupt einsetzt, so wie wir das Handy aufladen können, bevor der „Akku leer“-Hinweis aufleuchtet.

Noch etwas zum Fühlen: Zwangsgedanken halten sich ja oft gerade weil sie einen so schockierenden Inhalt haben, z. B. Gewaltfantasien. Das heißt: Sie lösen einen Schrecken oder Verstörung oder Befremden aus, jedenfalls starke negative Gefühle, die an sie geankert sind. Wir haben also: Anspannung – daran geankert: Zwangsgedanken (als Versuch der Spannungsabfuhr) – daran geankert: noch mehr Stress. Dieser „Teufelskreis“ oder diese Dynamik ändert sich, wenn die Zwangsgedanken mit Verständnis wahrgenommen werden: Nicht als innerer Dämon oder als Feind, sondern als Versuch, Spannung abzubauen, als Vorschlag, wie man sich aus der Situation befreien könnte, als Wunsch nach Freiheit, Ruhe, Entspannung … als Wohlwollen, gefiltert durch eine eingeschränkte Landkarte.

Jetzt gießen wir bei Zwangsgedanken kein Öl ins Feuer (mehr Gedanken, mehr Stress), sondern sie werden zum Anlass und Einlass für Verständnis und Selbst-Zuwendung.


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    Süchte und Gewohnheiten auflösen mit dem “Swish”

    Der „Swish“ ist eine NLP-Technik, die eine Vor­stellung durch eine andere ersetzt. Dadurch können uner­wünschte, lästige Gewohn­heiten abgelegt werden – ohne Kampf, ohne Willens­stärke: einfach, indem eine Gewohn­heit durch eine sinn­vollere ersetzt wird.

    Am leichtesten ist es, das Prinzip hinter dem Swish am Bei­spiel einer kon­kre­ten Sucht oder Ange­wohn­heit zu zeigen; unser Bei­spiel ist „Rauchen“: Wie erin­nern wir uns, dass wir jetzt Lust auf eine Ziga­rette haben, dass es jetzt Zeit für eine Ziga­rette ist? Eine Vor­stel­lung taucht auf, ein inne­res Bild von einer Ziga­rette (oder einer Schach­tel Ziga­ret­ten). Diese Vor­stel­lung kann durch äußere Umstände geweckt werden (zum Bei­spiel eine Tasse Kaf­fee oder ein Bier, eine bestimmte Uhr­zeit, eine Umge­bung usw.). Viel­leicht ist der Aus­löser aber auch nur ein bestimm­tes Gefühl wie etwa Nervo­si­tät oder ein Unbe­hagen. Jeden­falls wird die Vor­stel­lung von Ziga­retten akti­viert und bringt ein Gefühl von Ver­lan­gen mit sich. Das Vor­stel­lungs­bild selbst ist meist so auto­ma­ti­siert, dass es unbe­wusst bleibt – das Ver­lan­gen nach Ziga­retten wird dafür um so deut­licher spür­bar! Der Swish ersetzt dieses Bild von Ziga­ret­ten durch ein sinnv­ol­le­res, so dass der Inhalt der Sucht weg­fällt und das Ver­lan­gen sich auf ein neues Ziel rich­tet. Die­ser Aus­tausch der Bil­dinhalte wird dann auto­ma­ti­siert: Der neue Bild­inhalt taucht ebenso schnell und zuver­läs­sig auf wie bisher die Vor­stellung von Zigaretten.

    Was wäre nun ein gutes „Ziel-Bild“, das die alte Vor­stel­lung ersetzt? Wovon möch­ten Sie ebenso „unwider­steh­lich“ ange­zo­gen wer­den wie bis­her von Ziga­ret­ten? Meis­tens ist es sinn­voll, kein kon­kre­tes Ver­hal­ten zu wäh­len – das viel­leicht nicht in allen Situa­tionen pas­send wäre, in denen Sie geraucht haben. Statt­dessen den­ken Sie daran, wie Sie aus­se­hen wer­den, wenn Sie diese Gewohn­heit end­gül­tig abge­legt haben. Den­ken Sie daran, wie Sie all das in sich finden – ganz von selbst haben, was Ihnen die Ziga­ret­ten ver­spro­chen haben. Wenn also Ziga­re­tten für Sie der Inbe­griff von Ent­span­nung waren, dann machen Sie sich ein Bild von sich selbst, wenn Sie wirk­lich ent­spannt sind. Wenn Sie Ziga­re­tten als Genuss­mit­tel gese­hen haben, dann stel­len Sie sich vor, wie Sie aus­se­hen, wenn Sie ein­fach den Moment genie­ßen – das genießen, was gerade um Sie herum ist, ohne künst­liche Hilfs­mittel. Machen Sie sich ein wirk­lich klares Bild von Ihrem zukünf­tigen Ich, das keinen Ersatz mehr braucht und sich darüber freut, dass es diese Sucht end­gül­tig abge­legt hat. Ein gutes Kri­te­rium, ob Sie ein pas­sendes Ziel-Bild haben, ist, ob Sie sich freuen, wenn Sie es sich vorstellen.

    nlp-techniken swish
    Zielbild (neues Selbstbild)

    Lassen wir nun dieses NEUE SELBST­BILD für einen Moment beiseite, um das ALTE AUSLÖSER­BILD zu iden­ti­fi­zieren. Wenn es also wie in unserem Bei­spiel ums Rau­chen geht, dann schauen Sie, welches Bild vor Ihrem „inne­ren Auge“ auf­tauc­hte, direkt bevor Sie Lust auf eine Ziga­rette bekamen. Mit ande­ren Wor­ten: Welche Vor­stel­lung hat Sie daran erinnert, dass es Zeit für eine Zigarette war?

    nlp-techniken swish-ausloeserbild
    Auslöserbild (Zigarette)

    Achten Sie nicht nur auf den Inhalt, son­dern auch auf die Dar­stel­lungs­weise des Bil­des: Wie groß ist das Bild, wie nah oder weit von Ihnen ent­fernt (in Ihrem sub­jek­ti­ven Raum)? Welche Far­ben hat es? (Der Fach­be­griff für diese Unter­schei­dung­en heißt übri­gens „Sub­mo­da­li­tä­ten“.)

    Blei­ben Sie für einen Moment bei diesem AUSLÖSE­RBILD – nur setzen Sie eine ganz kleine Ver­sion des „NEUEN SELBST­BILDS“, das Sie eben erschaf­fen haben, ins Zen­trum des AUS­LÖSER­BILDS. So ent­steht eine erste Ver­knüp­fung zwischen den Bild­inhalten.

    nlp-techniken swish
    Verbindung von Auslöser­bild (Ziga­rette) und Ziel­bild (neuem Selbstbild)

    Nun lassen Sie das AUSLÖSER­BILD (von der Ziga­rette) all­mäh­lich klei­ner wer­den und in den Hinter­grund tre­ten, während das NEUE SELBST­BILD gleich­zei­tig grö­ßer und kräf­ti­ger wird. Am Ende ist das NEUE SELBST­BILD raum­füllend – und das ALTE AUSLÖSE­RBILD verschwunden.

    nlp-techniken Swish-Sequenz
    Swish-Sequenz

    Diesen Vorgang brau­chen wir jetzt nur noch auto­ma­ti­sie­ren, so dass das AUSLÖSER­BILD letzt­lich inner­halb einer hal­ben Sekunde durch das NEUE SELBST­BILD ersetzt wird. Dazu wieder­ho­len wir den Pro­zess, dies­mal etwas schnel­ler: Sobald Sie sich das AUS­LÖSER­BILD (mit dem klei­nen SELBST­BILD in der Mitte) vor­stel­len, las­sen Sie es zusam­mens­chrump­fen und das SELBST­BILD groß, hell, plast­isch, raum­füllend werden.

    Blinzeln Sie nach jedem Durc­hgang, um den „Swish“ abzus­chließen: Wir wollen den „Swish“ ja nur in eine Rich­tung erzeugen – von „ALT“ zu „NEU“, nicht im Kreis! Machen Sie den nächs­ten Durch­gang dop­pelt so schnell wie den vori­gen. Nach etwa 50 Durch­gän­gen soll­ten Sie nur noch eine hal­be Sekunde brauchen.

    Anschließend testen Sie die Wir­kung: Ver­su­chen Sie, an Ziga­ret­ten zu den­ken. Was geschieht jetzt?

    Hier finden Sie das Swish-Video mit verschiedenen Beispielen und in verschiedenen Sinnen: Sehen, Hören und Fühlen.

    Wenn Sie Fragen zum Swish oder zu anderen NLP-Techniken haben, antworte ich Ihnen gerne.

    Viel Spaß und Erfolg wünscht Ihnen

    Dittmar Kruse


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