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Metaphern: befreiend oder einengend
Alternative Metaphern
Eine alternative Metapher wäre zum Beispiel eine ›Welle von Gefühlen‹. Dann kommt es darauf an, ob diese große, plötzliche Welle über dich hereinbricht wie über ein Schiff, das ins Schlingern kommt – oder ob du dich als Surfer erlebst, der auf dieser Welle reiten kann und will. Vielleicht erlebst du dich auch als Meer, das von seinen Wellen nicht beschädigt wird: als Durchlässigkeit, die der Gefühlswelle nichts entgegenstellt, als Raum, in dem die Welle aufbrandet und wieder abebbt.
Noch eine andere Metapher wäre ein ›Panikschauer‹ oder ›Gefühlsschauer‹ – wie ein plötzlicher Regenschauer. Wir werden nass und vielleicht wird uns kalt. Und nach ein paar Minuten ist es wieder vorbei. Vielleicht können wir uns auch unterstellen und abwarten, bis der Regen wieder aufhört (die Panik dauert meistens nur ein paar Minuten). Und vielleicht gibt es auch Vorzeichen, die wir bemerken können, wenn wir darauf achten: aufziehende Wolken.
Den Fokus ändern
In diesen Varianten kommt kein Opfer vor, das attackiert wird, und niemand, der sich dem Gefühl entgegenstellt oder dagegen wehrt und davon überwältigt wird. Was aber in keiner dieser Metaphern vorkommt, ist unser eigener Beitrag zur ›Attacke‹, zur ›Welle‹ oder zum ›Schauer‹. All diese Umschreibungen ignorieren den inneren Prozess, die Haltung und die Gedanken, die zur Panik führen: »Oh Gott, bloß nicht …«
Eine Metapher dafür wäre zum Beispiel ein Regisseur, der eine Szene möglichst angsteinflößend darstellt. »Was willst du auf gar keinen Fall? Stell dir das vor und fokussier dich darauf! Mach diese Vorstellung groß und nah, um möglichst viel Dramatik zu erzeugen! Sag dir ›Ohgottogott!‹ oder ›Oh nein!‹ – das, was dich am meisten stresst! – nein, sag es nicht nur, SCHREI es innerlich! Wiederhol das immer wieder – und immer schneller!« (Im NLP heißen diese Unterscheidungen in der Darstellungsweise ›Submodalitäten‹.)
Wenn wir uns die Darstellungsweise bewusst machen, die Angst erzeugt, dann finden wir Alternativen: Wir können als Regisseur den Fokus auf Gelassenheit legen statt auf Panik. Wenn du einen Werbefilm für Gelassenheit drehen würdest, für ›ruhig und präsent‹, welche Darstellungsweise würdest du wählen, welche Submodalitäten? Statt den Blick zu verengen und in eine Befürchtung hineinzuzoomen, wäre zum Beispiel ein Herauszoomen in eine ›Totale‹ sinnvoll: ein weiter Blick auf das, was jetzt wirklich sichtbar und hörbar da ist. Und eine ruhige innere Stimme, die gegenwartsbezogene Fragen stellt.
»Wie fühlen sich die großen Zehen an, wenn sie gegen den Boden drücken, und wie die kleinen Zehen?« Solche Fragen erweitern die Aufmerksamkeit aus der Verengung und Erstarrung heraus; sie geben uns das Gefühl für den ganzen Körper und für einen festen Stand; sie bringen die ›Erdung‹ zurück.
Interesse am Erleben
Du bist Multimedia-Regisseur in allen Sinnen. Die Frage »Was rieche ich gerade?« kann die Aufmerksamkeit auf ein anderes ›Gleis‹ bringen und in ein neues, angstfreies Sinnessystem erweitern – und gleichzeitig wird die Atmung mühelos frei und weit. Außerdem atmest du durch die Nase ein statt wie viele Menschen in Panik durch den Mund. Und dann atmest du auch wieder aus! Zum Beispiel, indem du »Pfffffffff!« sagst; das ist dann durch den Mund – und es ist auch ein viel besserer Kommentar als »Ohgottogott!«
Das Interesse daran, wie es zur Panik kommt, und was wir dabei wirklich erleben und tun, bringt Alternativen ins Spiel. Wo vorher ein Muster ablief, öffnet sich ein Spielraum. Statt uns gegen ein Gefühl zu wehren – und uns dann hilflos, überfordert und ausgeliefert zu fühlen – wenden wir uns dem Geschehen zu. Das ist eine fühlbare energetische Veränderung: Neugier kommt ins Spiel, Forschergeist.
›Panik‹ ist übrigens auch eine Metapher: Im alten Griechenland war das der Schrecken und die Verwirrung, die Menschen und Tiere überkommen konnte, wenn Pan sich zeigte, der Gott der Wildheit und Wildnis, der Natur, der Lust und der Musik.
Mehr dazu im Buch »Re-Source: Metaphern für Lebendigkeit«
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